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Von Gedankenlosigkeiten und freundlichem Desinteresse

Gastbeitrag zum Thema Familie und Beruf von Joachim Schwarz

Soldat und Webmaster von Frauzufrau.de

einer Seite für Angehörige von Einsatzsoldaten

 

Das Leben der Anderen

von J. Schwarz

Keine Angst. Es folgt hier nicht die siebenundfünfzigste Filmrezension eines preisgekrönten deutschen Films über die STASI-Vergangenheit der DDR. Auch gewähre ich Ihnen keine voyeuristischen Einblicke in Nachbars Schlafzimmer. Die „Anderen“, das sind in unserem Fall diejenigen empathieüberladenen Mitmenschen, die uns während des Einsatzes unseres Soldaten schonungslos fürsorglich umgeben. Und diese Anderen können einem schon den Schweiß auf die Stirn treiben.
„Er wusste ja, worauf er sich einließ!“ oder „Da bekommt ihr aber ´ne schöne Stange Geld für, warum also aufregen!“ sind nur zwei Beispiele für die emotionell überbordenden Gedanken, die sich Bürger der Bundesrepublik Deutschland beim Umgang mit Angehörigen von Soldaten so machen.
Wundert´s? Mich eigentlich nicht, denn in einer Gesellschaft, in der das wöchentliche Fußballergebnis oder der Sieger in „Deutschland sucht den Superstar“ wichtiger ist als die gefallenen Soldaten in Afghanistan, wundert mich nichts mehr.
Einzig und allein meine engsten Freunde sind da wirklich anders. Sie informieren sich und diskutieren - auch kontrovers, versteht sich - über Sinn und Unsinn der Einsätze aus ihrer Sicht. Wäre schön, wenn Alle das so machen würden, ist aber leider nicht so.
Und so werden wir weiterhin gedankenlose Äußerungen erleben, die ihresgleichen suchen, wir werden uns fürchterlich ärgern und manchmal auch ein wenig neidisch auf die USA schauen, wo der Einsatz der Soldaten auf einer ganz anderen gesellschaftlichen Akzeptanz ruht. Aber da es die „Amis“ sind, ist das natürlich für Menschen mit hohem intellektuellem Anspruch kein Maßstab. Für mich allerdings sehr wohl.
Ein Problem soll nicht unerwähnt bleiben: Die „Anderen“, denen alles rund um Auslandseinsätze der Streitkräfte unserer Bundesrepublik Deutschland völlig piepe ist, sind in der Mehrheit. Und zwar deutlich.
Und außerdem ist Bayern zum 22. Mal Deutscher Meister. Und die Fußball-WM kommt! Welch ein Glück. Denn das lenkt ab vom bösen Geschehen außerhalb Deutschlands, für das wir ja nach Meinung von 70% der Bevölkerung nicht zuständig sein sollen.
Lasst uns hoffen, dass das Weltgeschehen mittelfristig nicht zu uns kommt. Denn dann werden die „Anderen“ aufschreien. Und nach uns rufen. Wenn es uns dann noch geben sollte.

 

(Quelle: Magazin von Frau zu Frau)


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