zu den aktuellen Randnotizen....
zur vorherigen
Seite mit Zurück

Reinhold Robbe kritisiert deutlich das "freundliche Desinteresse" und fordert mehr moralischen Rückhalt für die Truppe

Afghanistan: "Für die Soldaten ist es Krieg"

Im Spiegel-Interview ruft der Wehrbeauftragte dazu auf, das freundliche Desinteresse gegenüber den Soldaten und der Bundeswehr in ehrliche, menschliche Zuwendung umzuwandeln. Nicht nur die Politik, sondern alle seien in der Pflicht. Das fand ich richtig gut, doch so wirklich ging m.E. der Spiegel auf diese Aussagen aber gar nicht ein, sondern stellte dann weiter nur die vorhersehbaren, klassischen Fragen - die, die Presse am meisten interessiert.

 

Aus dem Interview von Spiegel Online Politik vom 24.6.09:

[…]

SPIEGEL ONLINE: Aber hier wird mit einem rechtlichen Kriegsbegriff argumentiert. Den Soldaten vor Ort ist die akademische Diskussion aber ziemlich egal.


Robbe: Darum geht es, um die Stimme der Truppe. Ich war gerade in Afghanistan, und die Soldaten haben mir, emotional zum Teil sehr nahe gehend, klar gemacht: Herr Robbe, hier werden gerade keine Brunnen gebaut und auch keine Schulen eröffnet - im Moment ist hier Krieg. Damit hat ein Hauptfeldwebel auf den Punkt gebracht, was auch seine Kameraden empfinden. Wenn sie sehen, dass links und rechts Kameraden verwundet werden, wenn, wie am Dienstag, Kameraden fallen, dann ist doch klar, dass die Soldaten das als kriegsähnliche Situationen wahrnehmen. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Von semantischen Klimmzügen halte ich überhaupt nichts.

 

SPIEGEL ONLINE: Würden Sie sich dann nicht ein paar klare Worte wünschen - vielleicht nicht nur vom Verteidigungsminister, sondern auch von der Bundeskanzlerin?


Robbe: Ich kritisiere und kommentiere nicht, was führende Verantwortungsträger in unserem Land sagen. Das sollen diese selber verantworten. Ich will auch gar keine künstlichen politischen Gegensätze erzeugen. Mit geht es darum, dass in der Gesellschaft angemessen gewürdigt wird, was unsere Soldaten Tag für Tag unter Einsatz ihres Lebens im Interesse unseres Landes leisten.

 

SPIEGEL ONLINE: Da scheint erheblicher Nachholbedarf zu bestehen. In Umfragen sagen die weitaus meisten Deutschen, die Bundeswehr sollte raus aus Afghanistan.


Robbe: Die Soldaten fordern von ihren Mitbürgern mehr moralische Unterstützung ein. Und im 60. Jubiläumsjahr der Bundesrepublik wäre es an der Zeit, einmal intensiver darüber nachzudenken, wie wir das freundliche Desinteresse gegenüber der Bundeswehr - pathetisch gesagt - in ehrliche menschliche Zuwendung umwandeln können. Da sind alle in der Pflicht, nicht nur die Politik, sondern vor allem die großen gesellschaftlichen Organisationen, Kirchen, Gewerkschaften. Man könnte beispielsweise auch auf einer Mai-Kundgebung mal der Tausenden deutschen Soldaten gedenken, die sich auf der ganzen Welt für deutsche Interessen einsetzen. Jeder muss doch erkennen, dass die Soldaten nicht aus eigenem Antrieb in Afghanistan sind. Der Bundestag hat sie dorthin entsandt. […]

 

Das ganze Interview können Sie hier lesen: Spiegel Online

 

(Quelle: Spiegel-Online)

Zurück